Hippy Dialectics, Nathaniel Mellors

Hippy Dialectics, 2010
Animierte Skulptur mit Sound

Nathaniel Mellors
* 1974 Doncaster, Großbritannien. Lebt in Amsterdam, Niederlande.

„Charles ‚Daddy‘ Maddox-Wilson‘ whose face is doubled and joined together by its own hair.“
La Biennale di Venezia, 2011
http://www.youtube.com/watch

Hippy Dialectics 2010, Nathaniel Mellors

Foto: Klaus Baum

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(aus: www.hna.de , 21. Juni 2010, bei den Googleanzeigen, wenn man dort documenta sucht..)
http://www.hna.de/verschiedenes/search/index-2.html?qr=documenta&tt=1&sb=1&sn&rs&bc=Kultur&fd&td&es=1

Olaf Nicolai: Faites le travail qu’accomplit le soleil

Faites le travail qu’accomplit le soleil, 2010, Ausstellungsansicht Kestnergesellschaft, Hannover

In seiner Ausstellungskonzeption bezieht sich Nicolai auf vielfältige Weise sowohl auf die Institution als auch auf den Ausstellungsort. Der russische Künstler El Lissitzky zeigte 1923 in der kestnergesellschaft Entwürfe seiner Prounen: abstrakte Konstruktionen, die eine radikale Absage an die Malerei darstellen und ein neues Raumverständnis umsetzen. Lissitzkys Schaffen zeugte von einem veränderten Menschenbild, in der ästhetischen Form sah er das Potenzial zu dessen Verwirklichung und Verbreitung. Er steht so für ein utopisches Verständnis von bildender und angewandter Kunst, für die Überzeugung, dass sie sozialen Wandel ausdrücken und vorantreiben kann. Für den großen Saal in den heutigen Räumen der kestnergesellschaft mit seiner hohen und gewölbten Decke konzipierte Olaf Nicolai die mehrteilige Installation Faites le travail qu’accomplit le soleil (2010), die titelgebend zentrale Themen der Ausstellung bündelt. In ihrem Zentrum steht eine rundum verspiegelte, turmartige, in die Höhe ragende und begehbare Skulptur. Sie konfrontiert uns fortwährend mit unserem eigenen Spiegelbild, unserem eigenen Körper im Verhältnis zu anderen im Raum. Ihre Höhe setzt Assoziationen von Steigen und Fallen, von Unsicherheit und Orientierung frei. Um die Konstruktion zu erfassen, müssen wir sie umrunden, uns im Raum bewegen, die verschiedenen Blickachsen ausprobieren – hier hallen El Lissitzkys Ideen eines dynamischen Raumes nach, der die Funktion der Kunst neu bestimmen sollte. Mit seiner entschiedenen Betonung der Abstraktion als Gestaltungsmittel radikalisiert Nicolai die Verhältnisse von Funktion und Form bei der Entstehung von Sinn- und Handlungszusammenhängen. Die Frage nach dem Funktionieren von Handlungs-, Bewegungs- und Kommunikationsräumen, also nach der sozialen Dimension, wird als eine genuin ästhetische gestellt. Wann und wie werden wir bewegt, bewegen wir uns, beginnen zu handeln, was bewegt uns? Was geschieht, wenn die Sonne unsere Haut berührt?

Danh Vo – WE THE PEOPLE

Danh Vo, WE THE PEOPLE (detail), 2011

Danh Vo, WE THE PEOPLE (detail), 2011

Die Miss Liberty verbildlicht seit 1886 bei Flüchtlingen und Immigranten an der Küste New Yorks die Hoffnung auf ein besseres Leben und ist das bedeutendste Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit, welches Danh Vo im Zuge seiner großen Einzelausstellung in die Kunsthalle Fridericianum einziehen lässt. Gemäß den Dimensionen des Originals und dessen Kupfergewicht von rund 31 Tonnen ließ Vo eine Replik der Freiheitsstatue produzieren, die den räumlichen Hauptteil von JULY, IV, MDCCLXXVI bestimmt. Er nennt diese gigantische Skulptur WE THE PEOPLE und rezitiert mit diesem Titel die ersten drei Worte der Präambel der Verfassung der Vereinigten Staaten vom 17. September 1787. Die zunächst brachial erscheinende Monumentalität wird allerdings sofort relativiert, da die Skulptur in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt ist und dadurch stark abstrahiert wird. Vo konzentriert sich bei der Reproduktion auf die Wiedergabe der dünnen Kupferhaut – das die Figur stützende Eisengerüst fehlt – und lässt somit bei WE THE PEOPLE nicht nur eine besondere Fragilität zum Vorschein kommen, sondern verleiht der Statue Dynamik und setzt sie in Bewegungsfluss.

JASON RHOADES: COSTNER COMPLEX (PERFECT PROCESS)

Jason Rhoades (*1965-2006) plante, im Portikus im Jahr 2001 eine Produktionsanlage für eine von ihm entworfene Kevin Costner Essence, eine „Gardenia alla Potpourri“ einzurichten. Aus verschiedenen Zutaten wie Öl, Essig, Zwiebeln, Knoblauch, Karotten, Salz und Wasser soll in einem automatisierten Verfahren ein Gemisch erstellt werden, das in einer Art Zentrifuge dem gesamten Oeuvres des Schauspielers Kevin Costner ausgesetzt wird. Anschließend werden die Flaschen etikettiert, verpackt und bilden idealerweise letztlich eine autonome Skulptur, die „One Thousand Gallon Wall“. Der Ausstellungsraum, die Besucher sowie der Künstler und seine Assistenten, welche die einzelnen Schritte der Zubereitung übernehmen, sollen in dieser Installation Teil eines „perfekten Arbeitsprozesses“ werden, der vom Künstler als „Action-Object“ verstanden wird. Mehr als lediglich auf ironische Weise den künstlerischen Arbeitsprozess darzulegen, geht es in Rhoades Arbeiten immer wieder um die Inszenierung eines nur scheinbar zielgerichteten Systems, welches vom Betrachter aufgegriffen werden kann.

Lena Henke: Hang Harder

Installationsansicht im NAK, 2012

Der NAK. Neuer Aachener Kunstverein präsentiert die Ausstellung HANG HARDER von Lena Henke, die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland.

HANG HARDER ist der erste Teil einer konzeptionell verknüpften Doppelausstellung, die nach dieser Präsentation im Juni 2012 im Kunstverein Oldenburg fortgeführt wird. An beiden Orten entstehen raumspezifische Ausstellungen, die in einem gemeinsamen, stark verlangsamten und gedehnten Produktionsprozess realisiert werden und der Vorstellung von ,work in progress’ folgen.

Lena Henke bearbeitet für die Ausstellung Holzplatten mit Teerpappe und Epoxidharz und positioniert diese an den Wänden der beiden rechteckigen, übereinander liegenden Ausstellungsräume. Die vor Ort produzierten Objekte werden zu räumlichen Strukturen, Abformungen, Verschalungen und Dopplungen der Architektur. Sie rücken in die Ecken und vor Öffnungen wie Fenster und Türen der Räume und erwecken den Eindruck eines aufgesprengten Sockels, an den Rand des Raumes gedrängt. Die Idee eines großen, invertierten Kubus wird angedeutet, deren spiegelnde Oberfläche nach innen gekehrt und begehbar ist. Erst im Zusammenspiel mit dem Raum wächst eine überdimensionierte Skulptur.

Mittels der Positionierung des Materials innerhalb der Architektur verschiebt Lena Henke das Verhältnis von der skulpturalen Arbeit hin zur Präsentationsmodulen und Displays. Die Positionierung der Platten innerhalb der Architektur des NAK folgt der Funktion verbindener Bausteine. Die Verwendung der Teerbahnen und das Modell des invertierten Sockels, reduziert auf die Farben Schwarz und Weiß, einer Black Box im White Cube, eröffnet vielfältige Bezüge zum Verhältnis von Innen und Außen, Display und Kunstwerk. Vor dem Hintergrund post-minimalistischer und institutionskritischer Überlegungen geht es der Künstlerin weniger um eine theoretisierende Problematisierung als um eine konkrete Produktion und Verwendung von Materialien und eine Aufteilung und Verlagerung von Produktionsprozessen. Die Materialität bricht dabei die konzeptuelle Strenge der Installation.

(Ausstellungstext, NAK. Neuer Aachener Kunstverein:  http://www.neueraachenerkunstverein.de/content/)

Cyprien Gaillard: The Recovery of Discovery

Die “Partizipative” Bierpyramide von Cyprien Gaillard im Berliner KW : “Das Abtragen einzelner architektonischer Elemente von Kulturdenkmälern erstreckt sich oft über mehrere Jahrhunderte hinweg und kann zu einer Verstreuung der Fragmente über die ganze Welt führen. So lassen sich die Ruinen der Tempelanlagen von Ephesos heute im Britischen Museum in London, im Kunsthistorischen Museum in Wien sowie in den Archäologischen Museen von Selçuk, Izmir, Istanbul und Efes (griechisch Ephesos) selbst finden. Architektonischer Verfall, Zerstörung, Abriss, Bewahren, Erhalt und Rekonstruktion – Cyprien Gaillard untersucht in seinen Arbeiten immer wieder die absurden Aspekte dystopischer Architekturen und verbleibender Ruinen. Ausgangspunkt für seine Arbeiten ist dabei stets der Prozess. Für seine Ausstellung in den KW Institute for Contemporary Art in Berlin schafft Gaillard eine neue, raumgreifende Skulptur, die sich – ausgehend von einer Urform des Monuments – im Prozess vervollständigt. In Anlehnung an die Versetzung des Pergamonaltars wurden 72.000 Flaschen Bier der Marke „Efes“ aus der Türkei nach Deutschland transportiert. Die mit Bierflaschen gefüllten Kartons bilden die gleichmäßigen Stufen einer Pyramide. Durch die Nutzung – das Erklimmen der Skulptur wie das Trinken des Bieres – wird zugleich die Zerstörung des Monuments eingeleitet. (www.rebelart.net)

Stephen Suckale: across the dark metropolis

Flyer zur Austellung: Stephen Suckale 'across the dark metropolis'

Stephen Suckale befasst sich in der Installation „across the dark metropolis“ mit der Stadt Los Alamos in New Mexico. Hier entwickelte Robert Oppenheimer die Atombombe und lieferte dadurch einen Grundbaustein der modernen Physik und des Kalten Krieges. In genau dieser Stadt wurde in den 70er Jahren das digitale Zeitalter von Seymore Cray eingeleitet, der 1976 im Los Alamos National Laboratory den ersten Supercomputer „cray-1“ installierte. Im selben Jahr beendete William Eggleston die Arbeit an der Serie „Los Alamos“, die er seit 1966 im Umfeld der Entwicklung dieser modernistischen Konzepte fotografierte (erschienen 2003 als Fotobuch). Eggleston erhielt 1976 als erster Fotograf, der mit dem Medium Farbfotografie arbeitete, eine One Man Solo Show im MOMA in New York. Farbfotografie wurde seitdem als künstlerisch respektables Medium angesehen. Stephen Suckale folgt in seinen Projekten häufig verborgenen Spuren und Zusammenhängen. Er vernetzt in der Installation „across the dark metropolis“ die räumlichen und zeitlichen Zusammenhänge, die sich in Los Alamos verdichten, durch Collagen von Egglestons Los Alamos-Serie in Verbindung mit dem Cray-1 Computer und der Struktur des „Trinity“-Atomversuches von Oppenheimer.

XUrban_Collective

Manifesto:

1. Globalisation was a lie…

2. Global is the free floating capital, defying national borders, penetrating…

3. Commodity/spectacle is in worldwide circulation, unlike peoples of the world…

4. The ‚liberal‘ aims at the liberation of capital, not the freedom.Money liberates, and for the rest it is the military-police state as usual…

5. To Tolstoy, „Government is Violence.“ But to think that the salvation lies in the initiative of the multi-national corporation appears as a grave mistake…

6. The civil society should be constructed outside the state and the capitalist sponsor networks. „Non-profit organizations are traps…

7. The autonomy of culture and identity can exist as being autonomous only from commerce…

8. The apparent diffusion of ownership and the swift moves of the capital aim at manipulation. No market index is justified by the actual production, just as no value for labor is just…

9. The global culture of capitalism breeds nationalism and fanaticism. The thugs kill for recognition…

10. The only transnational territory is still the world wide web, as long as it is not sold out in a merger with English as the transnational language…

11. Power corrupts, be it official or unofficial. The xurbanite aims at stripping the self off any power moves…

xurban_collective, 2000 – ny-ist

Installation View, Antrepo, Istanbul Biennal, 2003

MARCELLVS L. – VIDEORHIZOM

MARCELLVS L.
0667 0778 3195 1716
(a screening from the on-going series VIDEORHIZOME)

Seit 2002 arbeitet Marcellvs (*1980 in Belo Horizonte/Brasilien) an dem so genannten VideoRhizom – einer Serie von bisher 28 kurzen Videoarbeiten, die weder chronologisch aufeinander aufbauen noch inhaltlich zusammenhängen. Allein der Entstehungsprozess aller Arbeiten ist jeweils derselbe: Die Kamera ist auf einem Stativ montiert und filmt das Geschehen vor der Linse je nach Entfernung des Subjekts mal klar erkennbar, mal stark abstrahiert und verschwommen. Dabei bleiben die Parameter einer jeden Einzelarbeit immer gleich, gehen doch alle gefilmten Situationen aus Alltagsbeobachtungen hervor, auf die der Künstler spontan stößt – mit der Folge, dass für keine der Arbeiten ein Drehbuch, „richtige“ Schauspieler oder eine erzählte Handlung vorliegen. Gerade von dieser Spannung und Ambivalenz zwischen zufälligen und streng kontrollierten Entscheidungen aber leben die Arbeiten; und gerade das strenge Prinzip der Produktionsbedingungen stellt ein wesentliches Ordnungskriterium dar, das alle Werke miteinander verbindet.

DAS KONZEPT

Der Begriff „Rhizom“, mit dem Marcellvs in dieser Videoserie arbeitet, geht zurück auf ein gedankliches Konzept des französischen Philosophen Gilles Deleuze und des Psychoanalytikers Felix Guattari. Am Bild eines aus der Botanik stammenden Fachbegriffs, der ein hierarchieloses, also sich nicht von einer Hauptwurzel ausbreitendes Wurzelgeflecht beschreibt, erläuterten sie 1976 das Modell eines dezentralisierten, offenen und sich stets im Werden befindenden Netzwerkes. Es hat keinen Anfang und kein Ende und erweitert sich beständig, indem es immer wieder Verknüpfungen zu anderen Netzwerken eingeht.

Marcellvs‘ VideoRhizom ist jedoch nicht als Illustration dieser Idee, die Deleuze und Guattari in ihrem Hauptwerk „Tausend Plateaus“ 1981 vertiefend darlegten, zu verstehen. Vielmehr betrachtet der Künstler die Herstellung der einzelnen Werke und deren ungewöhnliche Distribution als Weiterentwicklung und künstlerische Adaption ihrer Gedanken.

So überträgt er die Zufällig- und Richtungslosigkeit der Theorie nicht nur auf die spontane Entdeckung von Orten und Situationen. Auch die Titel der Werke ergeben sich aus gewürfelten und damit zufällig entstandenen vierstelligen Zifferkombinationen, die das Zusammenhanglose der Reihe weiter unterstreichen.

Diese Bezifferung ist wiederum ein wichtiger Faktor für die Distribution der Arbeiten. Denn ob der Künstler die vierstellige Zahl in einer Hausnummer, Postleitzahl oder Telefonnummer wiederfindet – wo sie in einem Haushalt der Stadt, in der er sich während der Produktion befindet, auftaucht, dorthin schickt er ein Päckchen, das eine Kopie des Videos enthält. Insofern bedient er sich mit diesem Distributionsmechanismus nicht nur der unendlichen Reproduzierbarkeit des Mediums, es geht auch um den Akt der Verbreitung, wobei letztlich ungewiss bleibt, ob die Bänder überhaupt ihren Zielort erreichen: „Wer erhält sie, wie erhält er sie, was ist der Zweck? Das ist letztlich gleichgültig. Wesentlich ist diese zufällige, fragile Begegnung zwischen Geschehen und Nicht-Geschehen: dem, der die Bilder produzierte, denjenigen, die auf ihnen zu sehen sind, demjenigen, der die Bilder per Post erhält. Bis jetzt wurden (…) 3300 Bänder verschickt.“

ZEIT UND DAUER

VideoRhizom ist, so erklärt der Künstler, ein Lebensprojekt. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass es von Beginn an als unendliche Folge angelegt war. Insbesondere das Experimentieren mit einer neuen Form von Zeitlichkeit ist ein Hauptanliegen von Marcellvs‘ künstlerischer Arbeit. Minimale oder sich stets wiederholende Bewegungsabläufe und lange Plansequenzen sind daher ein zentrales Charakteristikum der Arbeiten und fordern den Betrachter dazu auf, sich ganz auf die jeweilige Situation einzulassen und auf den unterlegten Sound zu konzentrieren. Statt auf ein Ereignis zu warten, ist das Warten selbst das Ereignis. Die Absicht, die sich hinter diesem Vorgehen verbirgt, liegt darin, eine neue Form von Wahrnehmung und Sichtbarkeit zu schaffen – unterstützt durch Klanginstallationen, die der Künstler ebenfalls selbst kreiert. Dieser sehr behutsame und originelle Umgang mit Tönen und Bildern ermöglicht es dem Betrachter, Zeit als einen Rohstoff zu begreifen und sie wie eine Skulptur, die geformt und bearbeitet wurde, zu erfahren.

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