„d.i.v.o. Institute“ – Mark Divo
„d.i.v.o. Institute“ – Mark Divo
„Mark Divo (* 1966 in Luxenburg) ist zugleich Konzeptkünstler und Kurator. Divos weit verzweigtes Werk annektiert und persifliert, er eignet sich alles an und verwertet, was ihm in die Finger und Hirnwindungen gerät: Abfall, Antiquitäten, Versteinerungen, Nippes, Bücher, noch mehr Bücher, Ideen sowie heroische Gesten aus der Kunstgeschichte, alles fließt in sein Werk ein.
Farbige viereckige Putzschwämmchen werden in Megamops zu Persiflagen auf die Werke der Konkreten oder er stellt große Malerei in inszenierten Fotos nach: Von Géricaults Floss der Medusa, über Spitzwegs Armer Poet bis zu Jacques Louis Davids Schwur der Horatier. Und immer wieder tauchen Bücher auf, einmal als Barrikade, dann wieder als schmucke Wand. Er radikalisiert die bürgerliche Bibliothek, die als Ansammlung von Buchrücken die Bildung ihrer Besitzer/innen vermeldet, indem er die Bücher so an die Wand nagelt, dass man ihre Buchdeckel sehen kann wie im Werk Der Bücherschänder, das Spitzwegs Bild Der Bücherwurm nachstellt. Mark Divo steht wie der Bücherwurm in Biedermeier-Gewand und mit Perücke auf einer Leiter, statt eine geeignete Lektüre auszuwählen, nagelt er jedoch einen Band in die Bibliothek.
Auf Divos Konto gehen zahllose freie Kunstinitiativen, jedes Jahr zeichnet er sich verantwortlich für die Dada-Festwochen in Prag und auch der Anstoß zur Musealisierung des Cabaret-Voltaire ist ihm zu verdanken. Gemeinsam mit Sonja Vectomov hat er das d.i.v.o. Institute gegründet: Ein bewohntes Museum, in dem Kunst ausgestellt, hergestellt und diskutiert wird. Das Institut in Kolin, unweit von Prag, will die Langeweile und Orientierungslosigkeit in der zeitgenössischen Kunst und in mitteleuropäischen Provinzstädten überwinden, indem es einen lebendigen Gegenentwurf anbietet: Die “bewohnte Skulptur” bildet als Schmelztiegel verschiedener Kunstdisziplinen (Tanz, Theater, Musik und bildender Kunst) ein farbiges und lebendiges Gesamtkunstwerk.“
Divo/Vectomov, Caspar Davids Brotaufstrich, 2010
d.i.v.o. Institute presents Fridericianum, 2010, Photo: Sonja Vectomov
Mark Divo with Motoracek, d.i.v.o. Institute presents Fridericianum, 2010
Photo: Nils Klinger
Mark Divo ist ein Berserker. Auf sein Konto gehen zahllose freie Kunstinitiativen, immer wieder hat er Gebäude besetzt und annektiert und jweils nullkommaplötzlich in Kunstinstallationen verwandelt.
Siehe auch: http://divoinstitute.org/
„Porträt 0,50 €“ – Tom Ehrlicher
Tom Ehrlicher
Pleinair Maler und Zeichner in Kassel, * 1963
„Porträt 0,50 €“
2006/Work in progress, Aktion in Kassel
„Nothing is easy“ – Claus Richter
„Nothing is easy“ – Claus Richter
1971 in Lippstadt geboren
lebt und arbeitet in Köln
„Die Filme, Kulissen, Objekte und Auftritte, die ich als Künstler produziere, kreisen immer wieder um ein Themenfeld, das einige Fallen und Unwägbarkeiten in sich birgt, sobald man sich als Akteur darin bewegt: Das Themenfeld heißt Entertainment.
Ernsthaftigkeit kann nicht unterhaltsam sein, zu unvereinbar scheinen Anspruch und Form. Man kann Unterhaltung analysieren, kritisieren oder auch dekonstruieren, aber selber den Entertainer geben? Das Stigma der Harmlosigkeit haftet dem Entertainment an, man wendet sich wohl besser abstrakteren Fragestellungen und kunsthistorischen Verweisorgien zu. Dieser Weg ist sicher, ein warmes Nest, aber leider auch staubtrocken. Um ihre Harmlosigkeit zu verlieren, muss Unterhaltung bitterböse, ironisch oder zumindest doppelbödig sein. Es muß etwas „dahinter“ stecken. Ich glaube das nicht. “
ROBOT „It ain’t what you do – It’s the way that you do it“,
Musical-Video, 2005, Promotionsfoto
http://www.hkst.de/de/aktuelles-fruehling2008/stipendiatenaktuell_richter.html
INSTALLATION VIEW – 2010, Leopold-Hoesch-Museum, Düren
Nothing is easy & Selected Works from the Hoesch Collection
http://www.evawinkeler.com/?page_id=369
Claus Richter „Facade“ (détail)
http://www.art-magazin.de/blog/2010/12/05/claus-richter-nothing-is-easy-yes/
Simon Denny
„Simon Denny untersucht in seinen Arbeiten den Umgang mit Materialien in einem Zeitalter, in dem die technologisch bedingte Überproduktion und die Übermacht der Medien bereits als Normen aus vergangenen Zeiten betrachtet werden können.“
Bildmaterial:
Aids-3d
Das Künstlerduo Aids-3d (bestehend aus Dan Keller und Nik Kosmos) zielen mit ihren Arbeiten auf den Schnittpunkt von realer und virtueller Realität ab und führen ihren Betrachtern die allmähliche Verschmelzung beider vor.
“ Das real vorhandene löst sich auf und wird verhandelbar mit dem virtuellen. Exemplarisch führt die Arbeit vor, inwiefern Realitäten über unseren Ausgangs- und Betrachterpunkt definiert werden und durch perspektivische Verschiebung das Reale und das Virtuelle miteinander in eine Wechselbeziehung treten.“
Bildmaterial:
http://www.aids-3d.com/jpegs.html
Tracey Emin
Die Kunst der umstrittenen britischen Künstlerin Tracey Emin handelt davon, mit wem sie geschlafen hat oder wie sie eine Abtreibung erlebt hat. Aus Themen, die man normalerweise nur den besten Freunden oder dem Tagebuch anvertraut, kreiert Tracey Emin Werke ohne Scham und mit Lust an der Provokation.
„Drunk to the bottom of my soul“
Ein zerwühltes Bett, Blutflecken auf dem Laken, dazwischen Unterwäsche, eine Wodkaflasche auf dem Boden und daneben eine leere Tablettenpackung und Kondome – die Installationen von Tracey Emin breiten sich vor den Museumsbesuchern aus wie ein offenes Tagebuch. Die Kontroverse über die Installation „My Bed“, die vor allem durch Tracey Emins Nominierung für den Turner-Preis 1999 angefacht wurde, war abzusehen. Während der Guardian noch die „Geburt eines Phänomens“ proklamierte und „My Bed“ als Kultobjekt gehandelt wurde, attackierte eine Hausfrau das Werk bereits mit Reinigungsmittel.
„My Bed“ liess die Wecker im konservativen Lager läuten und die Echtheit des Werkes wurde angezweifelt. Der Preis ging knapp an ihr vorbei, der Medienrummel nicht. Sie erschien auf etlichen Titelseiten von Zeitschriften, modelte für Vivienne Westwood, wurde von berühmten Fotografen wie Jürgen Teller abgelichtet und machte sogar Werbung für Bier und Gin.
Seit Andy Warhol dürfen Künstler die Popularität eines Popstars haben. Doch anders als Andy versteckt sich Tracey nicht hinter ihrer Kunst. In einem ihrer legendären Auftritte in einer britischer Fernsehshow zum Thema „Wie tot ist die Malerei“ stammelte sie sturzbetrunken vor sich hin, um das Studio mit den Worten „Ich will zu meinen Freunden. Und jetzt muss ich meine Mum anrufen“ zu verlassen.
Emins Kunst handelt von Beziehungsproblemen, Exzessen, Alkoholsucht und Depression. Sie benutzt sich selbst als Quelle ihrer Kunst – ein Ansatz, den der Begründer des Action-Painting Jackson Pollock einst mit den Worten thematisierte: „Jeder gute Künstler malt was er ist“. Ihr Werk „Everyone I have ever slept with“, das vor kurzem bei einem Brand vernichtet wurde, bestand aus einem Zelt, in dem sie die Namen all ihrer Liebhaber von 1963 bis 1995 in monatelanger Arbeit gestickt hatte. Einige Stoffapplikationen schnitt sie aus ihren eigenen Kleidern und Decken aus. Es ging ihr dabei jedoch nicht um das Zurschaustellen der eigenen sexuellen Aktivität: „Die Leute betraten das Zelt und als sie wieder raus kamen, dachten sie an alle Menschen, mit denen sie geschlafen hatten oder denen sie nahe waren. Das war die Art, wie das Zelt funktionierte.“
Quelle: http://kinkimag.com/articles/tracey-emin-sex-drugs-art/
Olafur Eliasson
Geboren wurde er 1967 in Kopenhagen, wo er auch 1989 sein Studium an der Royal Danish Academy of Fine Arts aufnahm, das er 1995 abschloss. Schon bald nach Studienabschluss wurde er international bekannt, wovon viele Ausstellungen sowie zahlreiche Preise und Auszeichnungen zeugen: Unter anderem erhielt er 1998 den Edstrand Foundation Art Prize, 2006 den Friedrich-Kiesler-Preis und den Kulturpreis des dänischen Kronprinzenpaares, 2007 folgte der renommierte Joan-Miró-Preis.
Die Phänomene des Lichts und des Wassers sowie das Kunstwerk unter freiem Himmel waren schon früh seine Leitmotive, wenn er etwa eine gelbe Folie im Raum verspannte und so die Wärme des abendlichen Sonnenlichts suggerierte oder in der Nähe von Utrecht eine Sonnenscheibe mit rund vier Metern Durchmesser untergehen ließ – auf der falschen Seite des Horizonts. Im „Green River“-Projekt färbte er das Wasser verschiedener Flüsse grellgrün ein und dokumentierte die Reaktionen der Menschen. Als nicht minder effektvoll erwies sich auch das „Weather Project“ in der Tate Modern in London, für das Eliasson eine riesige Sonne über Nebelschwaden vortäuschte. Die Illusion wurde ein Publikumsmagnet ohne Gleichen; ähnlich großen Rummel lösten 2008 die monumentalen „New York City Waterfalls“ aus. Ausdrucksstarke, oft serielle Fotografien, Installationen, Objekte und Multimediaarbeiten, aber auch Malereien und Grafiken ergänzen sein Oeuvre. Nicht zuletzt sein hintergründiges Spiel mit den Erwartungen an die Abläufe und Zustände der Dinge und Naturphänomene ist es, das die Betrachter irritiert, verblüfft und Staunen lässt und den überaus effektvollen, faszinierenden Inszenierungen ihren besonderen Reiz verleiht.
2008 wurde er an die Universität der Künste in Berlin berufen, wo er seit 2009 einen Professorenposten bekleidet. Er lebt und arbeitet in Kopenhagen und seit 1994 vorrangig in Berlin.
Unter den zahlreichen internationalen Einzelausstellungen ist zuletzt die große Schau „Innen Stadt Außen“ hervorzuheben (2010, Martin-Gropius-Bau, Berlin).
Quelle: http://www.kettererkunst.de/bio/olafur-eliasson-1967.shtml
Santiago Sierra
Santiago Sierra, 1966 in Madrid geboren, ist ein ist ein spanischer Konzeptkünstler. Seit 1995 lebt er in Mexiko-Stadt. Er provoziert sehr gerne und testet die Grenzen, besonders die Schmerzgrenzen, seines Publikums und der Beteiligten aus. Oftmals lässt er für seine Installationen die Ärmsten der Armen gegen Bezahlung etwas durchführen. Beispiele für provokative Grenzüberschreitungen sind seine Arbeiten wie zur 50. Biennale in Venedig 2003, wo er den Haupteingang zum spanischen Pavillon zumauern ließ. Konnten die Besucher einen spanischen Pass vorzeigen, durften sie in die leere Halle gehen. Er kritisierte damit den Umgang mit Migration. Die Arbeit „21 Anthropometric Modules made from Human Faeces by the People of Sulabh International, India“ (2007) zeigte 21 wie Sofas aussehende Werke. Die Rückenlehnen wurden aus menschlichem Kot (mithilfe eines Bindemittels) geformt. Weiterlesen
„Father Mother“ – Candice Breitz
„Father Mother“, (2005), von Candice Breitz
(* 1972. Lebt in Berlin.)
„Das Leben zwingt einen in Rollen. In der Videoinstallation „Mother“ von Candice Breitz sieht man Filmstars in Mutterrollen. Candice Breitz zerlegt diese Mütter in ihre Einzelteile – sechs Filmmütter: hysterisch, gedemütigt, überfordert. Das ist Hollywoods Idee davon, wie es ist, Mutter zu sein. In Father hat Candice Breitz sechs Filmväter vereint – das gleiche Prinzip mit anderen Rollenklischees. Wohin man schaut, sind Stereotypen. Und die zwingen uns dazu, sich mit sich dem eigenen Bild von Vätern und Müttern auseinanderzusetzen. Väter und Mütter existieren unabhängig voneinander und sind dennoch voneinander abhängig. Erst der Betrachter fügt „Mothers and Fathers“ zusammen. Das Kunstwerk entsteht im Kopf.
Die Videoinstallation Mother+Father wird durch CINE PLUS technisch umgesetzt. Technische Geräte wie CF-Card-AV-Player und Displays geben 14 synchronlaufende Filme wieder.“
(http://www.cine-plus.de/newsletter/av/nl_av_online_0809.html)
Hier ein youtube dazu.
Caryatid (Red, Yellow, Blue) – Paul Pfeiffer
Caryatid (Red, Yellow, Blue), 2008 – Paul Pfeiffer
*1966 Honolulu / Hawaii
„Die Arbeit zeigt auf drei Monitoren, diese so groß etwa wie der häusliche TV-Apparat, auf dem Samstags die Sportschau geschaut werden kann, Szenen aus Fußballspielen, genauer: just den spektakulären Moment, wenn ein Spieler vom Gegner gefoult wird. Freigestellt wird dieses ergreifende Ereignis insofern, als Gegner und Ball im Bild jetzt nicht mehr zu sehen sind. Die so entstandene Kollektion von sich auf dem grünen Rasen windenden Spielern ist zudem farblich geordnet, Spieler mit roten Trikots sind auf dem linken Monitor zu sehen, solche mit gelben Trikots auf dem mittleren Bildschirm, schließlich die Blauen.“
Paul Pfeiffer
Caryatid (Red Yellow Blue), 2008
Ausstellungsansicht, 2008
Courtesy of carlier | gebauer, Berlin
http://www.artnet.de/magazine/paul-pfeiffer-bei-carliergebauer-berlin/images/2/
(Interview: Paul Pfeiffer is featured in the Season 2 episode „Time“ of the Art21 series „Art:21 — Art in the Twenty-First Century“.
http://www.art21.org/artists/paul-pfeiffer