Stephen Suckale: across the dark metropolis
Stephen Suckale befasst sich in der Installation „across the dark metropolis“ mit der Stadt Los Alamos in New Mexico. Hier entwickelte Robert Oppenheimer die Atombombe und lieferte dadurch einen Grundbaustein der modernen Physik und des Kalten Krieges. In genau dieser Stadt wurde in den 70er Jahren das digitale Zeitalter von Seymore Cray eingeleitet, der 1976 im Los Alamos National Laboratory den ersten Supercomputer „cray-1“ installierte. Im selben Jahr beendete William Eggleston die Arbeit an der Serie „Los Alamos“, die er seit 1966 im Umfeld der Entwicklung dieser modernistischen Konzepte fotografierte (erschienen 2003 als Fotobuch). Eggleston erhielt 1976 als erster Fotograf, der mit dem Medium Farbfotografie arbeitete, eine One Man Solo Show im MOMA in New York. Farbfotografie wurde seitdem als künstlerisch respektables Medium angesehen. Stephen Suckale folgt in seinen Projekten häufig verborgenen Spuren und Zusammenhängen. Er vernetzt in der Installation „across the dark metropolis“ die räumlichen und zeitlichen Zusammenhänge, die sich in Los Alamos verdichten, durch Collagen von Egglestons Los Alamos-Serie in Verbindung mit dem Cray-1 Computer und der Struktur des „Trinity“-Atomversuches von Oppenheimer.
XUrban_Collective
Manifesto:
1. Globalisation was a lie…
2. Global is the free floating capital, defying national borders, penetrating…
3. Commodity/spectacle is in worldwide circulation, unlike peoples of the world…
4. The ‚liberal‘ aims at the liberation of capital, not the freedom.Money liberates, and for the rest it is the military-police state as usual…
5. To Tolstoy, „Government is Violence.“ But to think that the salvation lies in the initiative of the multi-national corporation appears as a grave mistake…
6. The civil society should be constructed outside the state and the capitalist sponsor networks. „Non-profit organizations are traps…
7. The autonomy of culture and identity can exist as being autonomous only from commerce…
8. The apparent diffusion of ownership and the swift moves of the capital aim at manipulation. No market index is justified by the actual production, just as no value for labor is just…
9. The global culture of capitalism breeds nationalism and fanaticism. The thugs kill for recognition…
10. The only transnational territory is still the world wide web, as long as it is not sold out in a merger with English as the transnational language…
11. Power corrupts, be it official or unofficial. The xurbanite aims at stripping the self off any power moves…
xurban_collective, 2000 – ny-ist
Installation View, Antrepo, Istanbul Biennal, 2003
MARCELLVS L. – VIDEORHIZOM
MARCELLVS L.
0667 0778 3195 1716
(a screening from the on-going series VIDEORHIZOME)
Seit 2002 arbeitet Marcellvs (*1980 in Belo Horizonte/Brasilien) an dem so genannten VideoRhizom – einer Serie von bisher 28 kurzen Videoarbeiten, die weder chronologisch aufeinander aufbauen noch inhaltlich zusammenhängen. Allein der Entstehungsprozess aller Arbeiten ist jeweils derselbe: Die Kamera ist auf einem Stativ montiert und filmt das Geschehen vor der Linse je nach Entfernung des Subjekts mal klar erkennbar, mal stark abstrahiert und verschwommen. Dabei bleiben die Parameter einer jeden Einzelarbeit immer gleich, gehen doch alle gefilmten Situationen aus Alltagsbeobachtungen hervor, auf die der Künstler spontan stößt – mit der Folge, dass für keine der Arbeiten ein Drehbuch, „richtige“ Schauspieler oder eine erzählte Handlung vorliegen. Gerade von dieser Spannung und Ambivalenz zwischen zufälligen und streng kontrollierten Entscheidungen aber leben die Arbeiten; und gerade das strenge Prinzip der Produktionsbedingungen stellt ein wesentliches Ordnungskriterium dar, das alle Werke miteinander verbindet.
DAS KONZEPT
Der Begriff „Rhizom“, mit dem Marcellvs in dieser Videoserie arbeitet, geht zurück auf ein gedankliches Konzept des französischen Philosophen Gilles Deleuze und des Psychoanalytikers Felix Guattari. Am Bild eines aus der Botanik stammenden Fachbegriffs, der ein hierarchieloses, also sich nicht von einer Hauptwurzel ausbreitendes Wurzelgeflecht beschreibt, erläuterten sie 1976 das Modell eines dezentralisierten, offenen und sich stets im Werden befindenden Netzwerkes. Es hat keinen Anfang und kein Ende und erweitert sich beständig, indem es immer wieder Verknüpfungen zu anderen Netzwerken eingeht.
Marcellvs‘ VideoRhizom ist jedoch nicht als Illustration dieser Idee, die Deleuze und Guattari in ihrem Hauptwerk „Tausend Plateaus“ 1981 vertiefend darlegten, zu verstehen. Vielmehr betrachtet der Künstler die Herstellung der einzelnen Werke und deren ungewöhnliche Distribution als Weiterentwicklung und künstlerische Adaption ihrer Gedanken.
So überträgt er die Zufällig- und Richtungslosigkeit der Theorie nicht nur auf die spontane Entdeckung von Orten und Situationen. Auch die Titel der Werke ergeben sich aus gewürfelten und damit zufällig entstandenen vierstelligen Zifferkombinationen, die das Zusammenhanglose der Reihe weiter unterstreichen.
Diese Bezifferung ist wiederum ein wichtiger Faktor für die Distribution der Arbeiten. Denn ob der Künstler die vierstellige Zahl in einer Hausnummer, Postleitzahl oder Telefonnummer wiederfindet – wo sie in einem Haushalt der Stadt, in der er sich während der Produktion befindet, auftaucht, dorthin schickt er ein Päckchen, das eine Kopie des Videos enthält. Insofern bedient er sich mit diesem Distributionsmechanismus nicht nur der unendlichen Reproduzierbarkeit des Mediums, es geht auch um den Akt der Verbreitung, wobei letztlich ungewiss bleibt, ob die Bänder überhaupt ihren Zielort erreichen: „Wer erhält sie, wie erhält er sie, was ist der Zweck? Das ist letztlich gleichgültig. Wesentlich ist diese zufällige, fragile Begegnung zwischen Geschehen und Nicht-Geschehen: dem, der die Bilder produzierte, denjenigen, die auf ihnen zu sehen sind, demjenigen, der die Bilder per Post erhält. Bis jetzt wurden (…) 3300 Bänder verschickt.“
ZEIT UND DAUER
VideoRhizom ist, so erklärt der Künstler, ein Lebensprojekt. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass es von Beginn an als unendliche Folge angelegt war. Insbesondere das Experimentieren mit einer neuen Form von Zeitlichkeit ist ein Hauptanliegen von Marcellvs‘ künstlerischer Arbeit. Minimale oder sich stets wiederholende Bewegungsabläufe und lange Plansequenzen sind daher ein zentrales Charakteristikum der Arbeiten und fordern den Betrachter dazu auf, sich ganz auf die jeweilige Situation einzulassen und auf den unterlegten Sound zu konzentrieren. Statt auf ein Ereignis zu warten, ist das Warten selbst das Ereignis. Die Absicht, die sich hinter diesem Vorgehen verbirgt, liegt darin, eine neue Form von Wahrnehmung und Sichtbarkeit zu schaffen – unterstützt durch Klanginstallationen, die der Künstler ebenfalls selbst kreiert. Dieser sehr behutsame und originelle Umgang mit Tönen und Bildern ermöglicht es dem Betrachter, Zeit als einen Rohstoff zu begreifen und sie wie eine Skulptur, die geformt und bearbeitet wurde, zu erfahren.
„d.i.v.o. Institute“ – Mark Divo
„d.i.v.o. Institute“ – Mark Divo
„Mark Divo (* 1966 in Luxenburg) ist zugleich Konzeptkünstler und Kurator. Divos weit verzweigtes Werk annektiert und persifliert, er eignet sich alles an und verwertet, was ihm in die Finger und Hirnwindungen gerät: Abfall, Antiquitäten, Versteinerungen, Nippes, Bücher, noch mehr Bücher, Ideen sowie heroische Gesten aus der Kunstgeschichte, alles fließt in sein Werk ein.
Farbige viereckige Putzschwämmchen werden in Megamops zu Persiflagen auf die Werke der Konkreten oder er stellt große Malerei in inszenierten Fotos nach: Von Géricaults Floss der Medusa, über Spitzwegs Armer Poet bis zu Jacques Louis Davids Schwur der Horatier. Und immer wieder tauchen Bücher auf, einmal als Barrikade, dann wieder als schmucke Wand. Er radikalisiert die bürgerliche Bibliothek, die als Ansammlung von Buchrücken die Bildung ihrer Besitzer/innen vermeldet, indem er die Bücher so an die Wand nagelt, dass man ihre Buchdeckel sehen kann wie im Werk Der Bücherschänder, das Spitzwegs Bild Der Bücherwurm nachstellt. Mark Divo steht wie der Bücherwurm in Biedermeier-Gewand und mit Perücke auf einer Leiter, statt eine geeignete Lektüre auszuwählen, nagelt er jedoch einen Band in die Bibliothek.
Auf Divos Konto gehen zahllose freie Kunstinitiativen, jedes Jahr zeichnet er sich verantwortlich für die Dada-Festwochen in Prag und auch der Anstoß zur Musealisierung des Cabaret-Voltaire ist ihm zu verdanken. Gemeinsam mit Sonja Vectomov hat er das d.i.v.o. Institute gegründet: Ein bewohntes Museum, in dem Kunst ausgestellt, hergestellt und diskutiert wird. Das Institut in Kolin, unweit von Prag, will die Langeweile und Orientierungslosigkeit in der zeitgenössischen Kunst und in mitteleuropäischen Provinzstädten überwinden, indem es einen lebendigen Gegenentwurf anbietet: Die “bewohnte Skulptur” bildet als Schmelztiegel verschiedener Kunstdisziplinen (Tanz, Theater, Musik und bildender Kunst) ein farbiges und lebendiges Gesamtkunstwerk.“
Divo/Vectomov, Caspar Davids Brotaufstrich, 2010
d.i.v.o. Institute presents Fridericianum, 2010, Photo: Sonja Vectomov
Mark Divo with Motoracek, d.i.v.o. Institute presents Fridericianum, 2010
Photo: Nils Klinger
Mark Divo ist ein Berserker. Auf sein Konto gehen zahllose freie Kunstinitiativen, immer wieder hat er Gebäude besetzt und annektiert und jweils nullkommaplötzlich in Kunstinstallationen verwandelt.
Siehe auch: http://divoinstitute.org/
„Porträt 0,50 €“ – Tom Ehrlicher
Tom Ehrlicher
Pleinair Maler und Zeichner in Kassel, * 1963
„Porträt 0,50 €“
2006/Work in progress, Aktion in Kassel
Jim Avignon
„Jim Avignon lebt und arbeitet in Brooklyn, New York und ist Pop-Art Künstler und Musiker. Als Maler in Technoclubs, Festivalveranstalter in Moskau und mit seiner Band Neoangin hat Jim Avignon in den letzten 15 Jahren seine unerschöpfliche Kreativität unter Beweis gestellt und wird nicht müde seine charmanten Bilder zur Schau zu stellen und mit seiner bezaubernden Musik auf Tour zu gehen.“
(siehe: www.ninasagt.de)
http://jimavignon.com/
Neoangin
Mit seiner „1 Mann Heimelektronikband“ Neoangin brachte Jim Avignon mehrere Alben auf den Markt. Außerdem finden international Auftritte in Clubs statt, wo Avignon sowohl musiziert als auch malt. Der Name Neoangin ist laut Avignon eine Anspielung auf die gleichnamigen süßen Halsschmerztabletten.
Sein Musikstil kann in weitesten Sinne in der elektronischen Musik verortet werden. Neoangin spielt Elektropop, der unter anderen Pop der 60er, Chanson, New Wave, Electroclash und Hip-Hop zitiert. Seine Musikstücke sind oft verhältnismäßig kurz (um die zwei Minuten) und zeichnen sich durch zugängliche Melodien und Harmonien aus.
Künstler und Musiker Jim Avignon zu Gast bei Pegah Ferydoni im zdf.kulturpalast und spricht über seine Arbeit.
(ZDFkultur vom 08.12.2011 20.15)
„Nothing is easy“ – Claus Richter
„Nothing is easy“ – Claus Richter
1971 in Lippstadt geboren
lebt und arbeitet in Köln
„Die Filme, Kulissen, Objekte und Auftritte, die ich als Künstler produziere, kreisen immer wieder um ein Themenfeld, das einige Fallen und Unwägbarkeiten in sich birgt, sobald man sich als Akteur darin bewegt: Das Themenfeld heißt Entertainment.
Ernsthaftigkeit kann nicht unterhaltsam sein, zu unvereinbar scheinen Anspruch und Form. Man kann Unterhaltung analysieren, kritisieren oder auch dekonstruieren, aber selber den Entertainer geben? Das Stigma der Harmlosigkeit haftet dem Entertainment an, man wendet sich wohl besser abstrakteren Fragestellungen und kunsthistorischen Verweisorgien zu. Dieser Weg ist sicher, ein warmes Nest, aber leider auch staubtrocken. Um ihre Harmlosigkeit zu verlieren, muss Unterhaltung bitterböse, ironisch oder zumindest doppelbödig sein. Es muß etwas „dahinter“ stecken. Ich glaube das nicht. “
ROBOT „It ain’t what you do – It’s the way that you do it“,
Musical-Video, 2005, Promotionsfoto
http://www.hkst.de/de/aktuelles-fruehling2008/stipendiatenaktuell_richter.html
INSTALLATION VIEW – 2010, Leopold-Hoesch-Museum, Düren
Nothing is easy & Selected Works from the Hoesch Collection
http://www.evawinkeler.com/?page_id=369
Claus Richter „Facade“ (détail)
http://www.art-magazin.de/blog/2010/12/05/claus-richter-nothing-is-easy-yes/
Zhu Yu 朱昱
„Dass ausgerechnet ein Dokumentarfilm über chinesische Underground-Künstler schon vor der Ausstrahlung am Donnerstag in England einen Skandal verursacht und damit für hohe Einschaltquoten sorgen wird, klingt unglaublich, ist aber wahr. Was der Sender Channel 4 nämlich um 23.05 Uhr ausstrahlen wird , ist vermutlich eines der größten Tabu-Verletzungen der letzten Jahre. (Hier ist vom 02.01.2003 die Rede.)
Gezeigt wird eine Aktion des Künstlers Zhu Yu mit dem Titel „Man-eater“, die er im Jahre 2000 auf einer Kunstausstellung in Schanghai zum ersten Mal präsentiert hat. Dabei sieht der Zuschauer wie Zhu Yu vor laufender Kamera ein angeblich echtes Baby verzehrt, das kurz zuvor als Frühgeburt tot zur Welt gekommen sein soll. “ (http://www.heise.de/tp/artikel/13/13886/1.html)
Hier ein urban legend Artikel dazu:
Do They Eat Babies in China? (From the Mailbag)
Juliette Bonneviot
„Die französische Künstlerin Juliette Bonneviot beschäftigt sich in der Malerei unter anderem mit der Konstruktion von Bildern und deren zahlreichen Ebenen von Interpretation und Re-Interpretation. Sie bedient sich in ihrer Arbeit sowohl der Hoch- als auch der Populärkultur und führt diese ineinan- der über. Aus Abbildungen von amerikanischen Action Paintings der 1950er- und 1960er-Jahre und deren zugrunde liegendem Mythos des ursprüngli- chen Künstlergestus entnimmt sie Details, die sie in Bildbearbeitungsprogrammen auf virtuell erzeugte Formen von Globen und Monolithen überträgt.“
http://circusberlin.de/juliettebonneviotworks/
Simon Denny
„Simon Denny untersucht in seinen Arbeiten den Umgang mit Materialien in einem Zeitalter, in dem die technologisch bedingte Überproduktion und die Übermacht der Medien bereits als Normen aus vergangenen Zeiten betrachtet werden können.“
Bildmaterial: