Thema: Intimität
Künstler und Intimität: sei es das zurschaustellen innerhalb einer Performance, die Lust der Zuschauer am Voyeurismus oder die unvorhergesehene Umdeutung des Verhältnisses von Künstler-Zuschauer im Sinne der aktiven und passiven Rolle. Wenn ein Künstler mit biografischem Material oder seinem eigenen Körper arbeitet, haftet dem Werk dann automatisch etwas intimes an? Und inwiefern sind die Grenzen der Zuschauer- und Künstlerintimität fließend? Welche Synergien ergeben sich? Wie kann man Intimität im öffentlichen Raum generieren? Was für Potentiale birgt „künstlerische Intimität“ oder Intimität zwischen Rezipient und Künstler?
Tracey Emin
Die Kunst der umstrittenen britischen Künstlerin Tracey Emin handelt davon, mit wem sie geschlafen hat oder wie sie eine Abtreibung erlebt hat. Aus Themen, die man normalerweise nur den besten Freunden oder dem Tagebuch anvertraut, kreiert Tracey Emin Werke ohne Scham und mit Lust an der Provokation.
„Drunk to the bottom of my soul“
Ein zerwühltes Bett, Blutflecken auf dem Laken, dazwischen Unterwäsche, eine Wodkaflasche auf dem Boden und daneben eine leere Tablettenpackung und Kondome – die Installationen von Tracey Emin breiten sich vor den Museumsbesuchern aus wie ein offenes Tagebuch. Die Kontroverse über die Installation „My Bed“, die vor allem durch Tracey Emins Nominierung für den Turner-Preis 1999 angefacht wurde, war abzusehen. Während der Guardian noch die „Geburt eines Phänomens“ proklamierte und „My Bed“ als Kultobjekt gehandelt wurde, attackierte eine Hausfrau das Werk bereits mit Reinigungsmittel.
„My Bed“ liess die Wecker im konservativen Lager läuten und die Echtheit des Werkes wurde angezweifelt. Der Preis ging knapp an ihr vorbei, der Medienrummel nicht. Sie erschien auf etlichen Titelseiten von Zeitschriften, modelte für Vivienne Westwood, wurde von berühmten Fotografen wie Jürgen Teller abgelichtet und machte sogar Werbung für Bier und Gin.
Seit Andy Warhol dürfen Künstler die Popularität eines Popstars haben. Doch anders als Andy versteckt sich Tracey nicht hinter ihrer Kunst. In einem ihrer legendären Auftritte in einer britischer Fernsehshow zum Thema „Wie tot ist die Malerei“ stammelte sie sturzbetrunken vor sich hin, um das Studio mit den Worten „Ich will zu meinen Freunden. Und jetzt muss ich meine Mum anrufen“ zu verlassen.
Emins Kunst handelt von Beziehungsproblemen, Exzessen, Alkoholsucht und Depression. Sie benutzt sich selbst als Quelle ihrer Kunst – ein Ansatz, den der Begründer des Action-Painting Jackson Pollock einst mit den Worten thematisierte: „Jeder gute Künstler malt was er ist“. Ihr Werk „Everyone I have ever slept with“, das vor kurzem bei einem Brand vernichtet wurde, bestand aus einem Zelt, in dem sie die Namen all ihrer Liebhaber von 1963 bis 1995 in monatelanger Arbeit gestickt hatte. Einige Stoffapplikationen schnitt sie aus ihren eigenen Kleidern und Decken aus. Es ging ihr dabei jedoch nicht um das Zurschaustellen der eigenen sexuellen Aktivität: „Die Leute betraten das Zelt und als sie wieder raus kamen, dachten sie an alle Menschen, mit denen sie geschlafen hatten oder denen sie nahe waren. Das war die Art, wie das Zelt funktionierte.“
Quelle: http://kinkimag.com/articles/tracey-emin-sex-drugs-art/
Ann Liv Young (Performerin)
Ann Liv Youngs Shows sind vulgär, skrupellos und umstritten. In der „Sherry Show“ ist das Wort das Mittel ihrer Wahl. Der Dialog ersetzt die Rahmenhandlung. Sherry ist eine Rolle, die Young auch in anderen Shows auftauchen lässt, eine extravagante, feministische Südstaatlerin, ehrlich, direkt, schnell, schlagfertig. Provokant und hemmungslos befragt sie das Publikum zu Themen wie Analsex, Lügen, Gewalt – ohne Scheu, den Menschen zu nahe zu treten, doch aber mit untrüglichem Gespür dafür, sie zum Reden zu bringen. Damit kreiert die Künstlerin eine für das Publikum ungewohnte Situation: In einem Raum mit Sherry zu sein, bedeutet, sich auf Ungewissheit und Extremes einzulassen; und nicht zuletzt auf eine Konfrontation mit sich selbst.
Olafur Eliasson
Geboren wurde er 1967 in Kopenhagen, wo er auch 1989 sein Studium an der Royal Danish Academy of Fine Arts aufnahm, das er 1995 abschloss. Schon bald nach Studienabschluss wurde er international bekannt, wovon viele Ausstellungen sowie zahlreiche Preise und Auszeichnungen zeugen: Unter anderem erhielt er 1998 den Edstrand Foundation Art Prize, 2006 den Friedrich-Kiesler-Preis und den Kulturpreis des dänischen Kronprinzenpaares, 2007 folgte der renommierte Joan-Miró-Preis.
Die Phänomene des Lichts und des Wassers sowie das Kunstwerk unter freiem Himmel waren schon früh seine Leitmotive, wenn er etwa eine gelbe Folie im Raum verspannte und so die Wärme des abendlichen Sonnenlichts suggerierte oder in der Nähe von Utrecht eine Sonnenscheibe mit rund vier Metern Durchmesser untergehen ließ – auf der falschen Seite des Horizonts. Im „Green River“-Projekt färbte er das Wasser verschiedener Flüsse grellgrün ein und dokumentierte die Reaktionen der Menschen. Als nicht minder effektvoll erwies sich auch das „Weather Project“ in der Tate Modern in London, für das Eliasson eine riesige Sonne über Nebelschwaden vortäuschte. Die Illusion wurde ein Publikumsmagnet ohne Gleichen; ähnlich großen Rummel lösten 2008 die monumentalen „New York City Waterfalls“ aus. Ausdrucksstarke, oft serielle Fotografien, Installationen, Objekte und Multimediaarbeiten, aber auch Malereien und Grafiken ergänzen sein Oeuvre. Nicht zuletzt sein hintergründiges Spiel mit den Erwartungen an die Abläufe und Zustände der Dinge und Naturphänomene ist es, das die Betrachter irritiert, verblüfft und Staunen lässt und den überaus effektvollen, faszinierenden Inszenierungen ihren besonderen Reiz verleiht.
2008 wurde er an die Universität der Künste in Berlin berufen, wo er seit 2009 einen Professorenposten bekleidet. Er lebt und arbeitet in Kopenhagen und seit 1994 vorrangig in Berlin.
Unter den zahlreichen internationalen Einzelausstellungen ist zuletzt die große Schau „Innen Stadt Außen“ hervorzuheben (2010, Martin-Gropius-Bau, Berlin).
Quelle: http://www.kettererkunst.de/bio/olafur-eliasson-1967.shtml
Grenzen (my_personal_documenta_thema)
Manche sind leise, verschwommen und kaum wahrnehmbar. Andere hingegen ragen in den Himmel, schreien in ohrenbetäubender Lautstärke nach Aufmerksamkeit und scheinen unumgänglich. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Sie sind allgegenwärtig, bestimmen und determinieren in vielen Variationen das Leben. GRENZEN. (Ab-)grenzen von Geschlechtern, Grenzen bedingt durch Erziehung und Tradition, Grenzen gesellschaftlicher Normen, räumliche, ideologische und politische Grenzen, Begrenzungen der Fähigkeiten, Grenzen von Erwartungen…
Einige der unten genannten Künstler zeigen Grenzen auf, andere klagen sie an und wieder andere spielen mit ihnen.
Santiago Sierra
Santiago Sierra, 1966 in Madrid geboren, ist ein ist ein spanischer Konzeptkünstler. Seit 1995 lebt er in Mexiko-Stadt. Er provoziert sehr gerne und testet die Grenzen, besonders die Schmerzgrenzen, seines Publikums und der Beteiligten aus. Oftmals lässt er für seine Installationen die Ärmsten der Armen gegen Bezahlung etwas durchführen. Beispiele für provokative Grenzüberschreitungen sind seine Arbeiten wie zur 50. Biennale in Venedig 2003, wo er den Haupteingang zum spanischen Pavillon zumauern ließ. Konnten die Besucher einen spanischen Pass vorzeigen, durften sie in die leere Halle gehen. Er kritisierte damit den Umgang mit Migration. Die Arbeit „21 Anthropometric Modules made from Human Faeces by the People of Sulabh International, India“ (2007) zeigte 21 wie Sofas aussehende Werke. Die Rückenlehnen wurden aus menschlichem Kot (mithilfe eines Bindemittels) geformt. Weiterlesen
Francis Alÿs
Francis Alÿs, 1959 in Antwerpen geboren, lebt und arbeitet in Mexiko City. Er ist ein belgischer Fotograf, Maler, Aktions- und Videokünstler. 1997 spielte er in seiner Aktion „Paradox of Praxis“, in der er einen Eisblock durch Mexiko City schob, bis dieser geschmolzen war, mit den Grenzen der künstlerischen Konzepte, der bildhauerischen Nichtigkeit. 2001 kaufte er sich in Mexiko City eine Waffe und spazierte mit dieser durch die Stadt. Weiterlesen
James Turrell
Ein Künstler, der sich mit Licht und Raum auseinandersetzt..unbeschreiblich. Hier ein kurzes Youtube Video für euch:
http://www.youtube.com/watch?v=3rJa9kIVwto&feature=player_detailpage
Leonard Freed
Hey, ich dachte mir, wenn ich in meinem Fotoseminar ein Referat halten muss über einen wirklich großartigen Fotographen, so kann ich ihn euch doch unmöglich vorenthalten! Er ist leider im Jahre 2006 verstorben und ist somit entschuldigt was die Teilnahme an der documenta (13) angeht.. wobei..
Hier also sein Lebenslauf..oder eben Vita, je nach Präferenz:
Leonard Freed wurde 1929 in Brooklyn (New York) geboren. Schulzeit in New York. Malerei als ursprünglicher Berufswunsch. Nach unruhigen Jugendjahren entdeckte er die Fotografie, die ihm „endlich ermöglichte, mit einem Ziel durch die Welt zu ziehen“. Kurse in Brodovitchs Design Laboratory, Bekanntschaft mit Edward Steichen, der ihn ermutigt die Fotografie fortzusetzen. 1967 Teilnahme an der von Cornell Capa kuratierten Ausstellung The Concerned Photographer. Seit 1972 Vollmitglied bei Magnum. Auseinandersetzung mit Rassendiskriminierung und Bürgerechtsbewegungen in den USA. Zyklen über Judentum in Deutschland und Europa. Veröffentlichungen in den Magazinen Sunday Times, The New York Magazine, Life, Look, Fortune, u.a.m. Leonard Freed verstarb am 30.November 2006 in Garrison, New York.
R.I.P
Kommentare
Tach auch, ich blicke hier noch nicht so ganz durch. Ich wollte doch nur kommentieren, dass ich Jonathan Meese geil finde, doch aus mir unerfindlichen Gründen scheint das nicht zu gehen..das muss sich ändern! Ich bitte dies in der kommenden Sitzung zu besprechen, herzlichst, eure Parrev (Bitte nennt mich ab heute so)